Bericht Tour 5

Einmal musste es dieses Jahr nochmal in die Berge gehen. Da das Wetter gut war und keine nennenswerte Lawinengefahr bestand, fuhren wir Anfang Dezember nocheinmal gen Süden, um schwindelerregende Höhen zu erklimmen. Wieder führte uns der Weg ins Ötztal nach Vent. Waren wir im Sommer noch Richtung Breslauer Hütte aufgestiegen, ging es diesmal zur Martin Busch Hütte. 600 Höhenmeter versprachen einen kurzen Hüttenaufstieg....Oh man haben wir uns da getäuscht. Mit allen Gegenanstiegen waren es fast 750m. Dies war ja nicht so schlimm, aber unsere Rucksäcke waren einfach nur sau schwer und kamen deutlich über 20kg. Auch dies wäre noch gegangen, wenn sich der Weg nicht ewig (8km) hingezogen hätte und ich alles im Tiefschnee spuren musste, da wir keine Ski hatten. Im Sommer ist das sicherlich ein wunderbarer Wanderweg, aber jetzt war es nur der pure Hass. Auch die Tatsache, dass die Hütte erst ganz kurz vor deren Erreichen zu sehen ist, war unserer Motivation nicht gerade förderlich. So kamen wir erst im letzten Abendlicht nach über 5 Stunden Schinderei an der Hütte an. Hier war alles sehr gemütlich und bald war im Ofen ein Feuer angemacht, das munter vor sich hinprasselte. Morgen sollte es dann endlich auf den Similaun gehen, dessen Anblick und die meiste Zeit auf unserem Weg zur Hütte begleitet hatte. Ich hatte mich schon im Sommer geärgert, so früh nach München gefahren zu sein und nicht noch hier rauf gestiegen zu sein. Naja Berge laufen ja bekanntermassen nicht weg.

Am nächsten morgen kamen wir etwas spät weg (es war ja nur knapp10 Stunden hell). Nachdem wir vergeblich die Brücke Richtung Marzelkamm gesucht hatten und dabei sinnloserweise das Schafgatter unterhalb der Hütte umrundet hatten (ich sag nur Schnne bis fast zur Hüfte) sahen wir kurz vor der Hütte weit hinten im Tal den gesuchten Übergang. Da die Zeit ja nicht stehen blieb und wir keine Lust mehr hatten zur Brücke zu stapfen, musste ein kürzeres Ziel her. Das war mit der Kreuzspitze schnell ausgemacht und los ging es. Der Weg war immer schön zugeschneit und so ging es anstrengend dahin. Nach 250 Höhenmetern hatte ich Matthias schon ziemlich weit abgehängt. Als ich ihn beobachtete, sah ich, dass er schon ziemlich oft verschnaufen musste. Da war mir klar, daß er den Gipfel nie erreichen würde. Auch ich kam nicht schnell genug voran. So Beschloss ich, meinen Rucksack hier zu deponieren und so aufzusteigen. Dies rief ich Matthias zu, nahm noch einen kräftigen Schluck zu trinken und machte mich los. Jetzt ging es deutlich einfacher und schneller voran und bald war die verfallene Brizzihütte erreicht. An ihr vorbei ging es über Geröllhänge gut aufwärts. Doch langsam bereute ich es, nicht wenigstens eine Trinkenflasche an den Gürtel geschnallt zu haben denn ich baute zusehens ab. Die letzten 100 Höhenmeter waren der blanke Horror. Ich musste alle 30 Schritte kurz verschnaufen. Wir sind hier doch nicht auf einem 8000er ;) Die gestrige Tortour machte sich halt in Verbindung mit starkem Flüssigkeitsmangel doch sehr bemerkbar. Doch mit allerletzter Kraft kam ich am Gipfel an. Schnell die Kamera auf ein paar Berge gehalten und schon ging es wieder runter. Die Aussicht war zwar fantastisch, doch ich war zu erschöpft und hatte viel zu großen Durst, um mich darüber freuen zu können. Ausserdem drückte ja auch noch die Zeit. Entgegen dem Aufstieg stieg ich über ein paar sehr steile Schneefelder ab. Unten sah ich Matthias auf dem Plateau um die Brizzihütte und den Brizzisee herumlaufen. Ich rief ihm zu, daß ich einen Megadurst habe und er brach Richtung Rucksäcke auf, um mir mit etwas zu Trinken entgegenzukommen. Doch ich erreichte auch recht schnell dieses Plateau und folgte ihm. Kurz vor den Rucksäcken sah ich ihn, wie er gerade wieder aufbrach. So musste er mir nur noch wenige Meter entgegenkommen. Nach ein paar kräftigen Schlucken ging es mir dann auch gleich wieder viel besser und der restliche Hüttenabstieg war nur noch Formsache. Morgen sollte dann endlich der Similaun "fallen". Diesmal machten wir uns deutlich früher fertig. Ohne Rucksäcke mit Verpflegung an Brust und Hüftgurt sollten wir um einiges besser vorankommen. Die Nacht war noch sternenklar gewesen. Doch als wir vor die Hütte traten zogen dunkle Wolken vom Venter Tal her auf uns zu. Da hies es nur noch schnell die Sachen zusammenpacken und ins Tal abzusteigen. Wieder war es nichts mit dem Similaun geworden, aber Sicherheit ging vor. Am Auto angekommen bemerkte Matthias, daß er irgendwo seine Mütze und seinen Lawinenpipser hatte liegenlassen. Was für ein Verlust, zumal er nur von meiner Tante geborgt war. Aber es war jetzt unmöglich nocheinmal zu Hütte zurückzugehen. So blieb uns nicht anderes übrig, als ihr das Missgeschick zu beichten und beim Hüttenwirt anzurufen.

Es war Samstag und auf der Fahrt nach München hatte uns eine Frau an einer Tankstelle gesagt, dass für Sonntag nocheinmal richtig gutes Wetter werden sollte. Da wir eh zu müde für die ganze Heimfahrt waren, beschlossen wir, nocheinmal in München zu übernachten. Abends kam dann auch noch Georg vorbei, der gerade von seiner Südamerikatour zurück war und dort den Chimborazzo bestiegen hatte. Nach einem leckeren Abendessen und Georgs Bericht gingen wir dann recht früh zu Bett. Wir hatten uns entschlossen, am ersten Advent noch eine kleine Tour zu machen und erst dann zurück zu fahren.

Am Sonntagmorgen fuhren wir Richtung Schliersee Spitzingsee um die Brecherspitze zu besteigen. Ohne grosses Gepäck ging es dann vom Spitzingsattel los und wir kamen recht schnell voran. Der steile Schneehang war zwar etwas mühsam, doch auch recht schnell hinter uns. Vom Wintergipfel führte ein schöner, schmaler Verbindungsgrat hinüber zum Hauptgipfel. Das Wetter und die Aussicht waren wunderbar. Im Abstieg machten wir noch eine Mittagspause auf der Feudenreichalm. Zurück am Auto ging es nocheinmal kurz bei Annerose vorbei und dann nach Hause.

Diese Tour war sehr abwechslungsreich gewesen. Hatten wir in den Ötztalern nach Vent 2 Tage keine einzige Menschenseele gesehen und die Zeit in absoluter Stille verbracht, bei der nicht selten nur der eigene Herzschlag zu hören war, so waren wir an der Brecherspitze absolut nicht allein. Die Ötztaler waren absolut anstrengend. Der Weg zur Brecherspitze war auf der ersten Hälfte gut zu gehen. Den Hang musste ich zwar wieder spuren, da ich die Skiaufstiegsspuren nicht zertreten wollte. Trotzdem war es hier insgesamt kaum anstrengend. Ausserdem fand ich es lustig, wie alle nach uns kommenden Leute brav wie Schäfchen in unserer Spur aufstiegen :)

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