Tourenbericht Tour 3b

Montag: Anreise von Gries nach Vent

Nachdem wir reichlich Geld für einen Autostellplatz auf einer Wiese vor Vent gelassen hatten ging es dann mit dem Sessellift hinauf zur Stableinalm (2365m) und weiter zur Breslauer Hütte(2844m). Da wir noch etwas Zeit hatten, beschloss ich nach einem Pausenbierchen noch ein kleineres Ziel in Angriff zu nehmen. Hierfür wählte ich den Urkundkolm (3145m), der direkt hinter der Hütte lag. Wir deponierten noch die Rucksäcke in unserem Lager und schon ging es los. Schnell gewannen wir an Höhe, doch Matthias begann es wieder etwas schlecht zu werden. So blieb er auf ca der Hälfte des Weges zurück, um seine Kräfte für den morgigen Wildspitzaufstieg zu schonen. Ich kam indes rasch in leichter Kletterei voran und erreichte wenig später den wenig ausgeprägten Gipfel. Hier gab es kein Gipfelkreuz und die Aussicht war praktisch die gleiche, wie auf der Hütte. Der Urkundholm ist im Grunde genommen auch kein richtiger Berg, sondern die erste Stufe des Weges, der dann weiter über den Ötztaler Urkund auf die Wildspitze führt. Daher hielt ich mich hier nicht lange auf und stieg schnell wieder zu Matthias und weiter zur Hütte ab. Nach einem reichlichem Abendessen gingen wir dann auch sehr zeitig zu Bett, da wir sehr früh aufbrechen wollten.

Der Dienstag Morgen zeigte sich dann auch gleich wieder von seiner besten Seite und wir starteten bei wahrem Bilderbuchwetter in den dämmernden Morgen hinein. Trotz des Wochentags waren doch einige Leute unterwegs. So waren wir nie allein und der Weg war damit auch ohne Markierung nicht zu verfehlen. Kurz vor dem Mitterkarjoch machten dann auch alle eine kurze Pause, um die Steigeisen anzulegen. Ab jetzt wurde es ernst. Beim Blick auf unseren Weiterweg mussten wir feststellen, dass uns unser Weg hinauf zum Joch durch eine sehr steile und völlig apere Eisrinne führte, deren Fuss in einer breiten, tiefen Spalte endete. Über dieser Spalte mussten wir das Steileis zunächst queren, um dann auf der anderen Seite aufsteigen zu können. Wir tasteten uns sehr vorsichtig und langsam voran. Matthias fühlte sich dabei nicht wohl. Daher gingen wir ersteinmal wieder ein paar Meter zurück und liessen die anderen Leute vorbei. So standen wir nun an diesem Steilhang und mussten zusehen, wie sich die Leute nach uns an dieser Passage versuchen und auch von denen einige umkehrten. Zu allem Unglück verursachte dann auch noch eine geführte Gruppe einen ewig langen Stau, weil eine Frau mitten auf dem Weg Panik bekam und weder vor noch zurück wollte. Erst als der Bergführer Eisschrauben setzte, ging es weiter. Matthias entschied, es nicht nocheinmal zu versuchen und zur Hütte abzusteigen. Da aber genug Leute Richtung Hütte unterwegs waren, willigte ich ein, wennauch mit einem etwas mulmigen Gefühl, ihn allein zu lassen. Jetzt war der Weg vor mir endlich frei und ich konnte das Eisfeld queren. Auf der anderen Seite boten sich mir dann 2 Möglichkeiten. Entweder ich stieg weiter auf dem Eis zum Mitterkarjoch auf, oder ich wich nach links in den Felsen aus. Da dort auch einige Bohrhaken angebracht waren, entschied ich mich für letztere Variante. Ich stellte hier fest, dass eine von 3 Führergruppen umgedreht war und ausser mir nur noch 2 ältere Herren den Weiterweg wagten. Alle anderen "Privatpersonen" waren umgekehrt. Der Fels war im unteren Teil fest und griffig. So kam ich recht gut voran, bis es auf einmal nicht mehr weiterging. Als ich mich umsah, stellte ich fest, dass ich ein paar Meter von der eigentlichen Route abgewichen war. Nun hing ich hier, keinen richtigen Griff findend und mit einem schweren Rucksack auf dem Rücken( ich hatte das ganze Gepäck von mir und Matthias dabei, also Essen, Trinken und Wetterklamotten). Vorwärts ging es nicht und zurück auch nicht wirklich. Da wurde mir schon etwas mulmig. Doch ich behielt die Ruhe und fand letztendlich einen Griff und konnte mich aus meiner missligen Lage befreien. Die beiden alten Herren hinter mir(Georg und Franz) hatten auch so ihre Schwierigkeiten. Aber sie hatten ein Seil (Matthias trug unseres gerade wieder zurück zur Hütte). So bot ich ihnen an, sie nach oben abzusichern, wenn sie mich dafür für die oben folgenden Gletscherpassagen mit ans Seil nahmen. Sie willigten gerne ein und so erreichten wir wenig später den Taschaferner. Hier bekam Georg, unser späterer Führer; Probleme mit seinen Steigeisen. Nach einer guten halben Stunde hatte er sie dann endlich gelöst und es konnte losgehen. Die Umgebung hier war einfach phantastisch. Gletscher soweit das Auge reicht. Hinter uns lag der Hintere Bochkogel, vor und die Wildspitze mit ihren beiden Gipfeln und über das Mitterkarjoch hinweg lugte die Weisskugel hervor. Hier trafen dann auch alle anderen Aufstiegswege wie z.B. der vom Mittelbergjoch oder der Vernagthütte zusammen und führten über ein paar kleine Spalten einen Hang hinauf zum Fuss des felsigen Südgipfels. Schon bei Aufstieg hatte ich das Gefühl, dass der angeblich höhere Nordgipfel niedriger als der Südgipfel wirkte. Aber das war jetzt egal. Das Gipfelkreuz rief und schnell waren die letzten paar Klettermeter hinauf hinter uns gebracht. Da standen wir nun bei schönstem Bergwetter und super Aussicht auf Österreichs zweithöchstem Berg. Aber ich konnte mich nicht wirklich freuen. Ich machte mir zu viele Sorgen um Matthias, denn ich hatte ihn in den Stunden zuvor mehrmals versucht anzurufen, ihn jedoch nie erreicht. Dann endlich trudelte eine SMS von ihm ein, dass er wohlbehalten an der Hütte angekommen war. Ab jetzt konnte ich nur noch geniessen. Nach einer ausgiebigen Pause und vielen schönen Fotos brachen wir wieder auf. Leider gab es kein Gipfelbuch. Da dass Mitterkarjoch überhaupt keinen guten Eindruck auf uns hinterlassen hatte, entschieden wir uns über den Nordgipfel abzusteigen. Dieser war dann laut meinem Höhenmesser dann auch tatsächlich 5m niedriger als der Südgipfel. Auch der laut Führer völlig verfirnte Verbindungsgrat zwischen den beiden Gipfeln war weitestgehend ausgeapert. Der letzte Sommer(2003) war augenscheinlich auch an diesem hohen Berg nicht spurlos vorübergegangen. Vom Nordgipfel ging es dann einen steilen Grat nach Nordwesten zum Taschachferner hinunter und dann nach rechts(in Laufrichtung) unter der Wildspitznordwand vorbei zu einer Felseninsel (P3468). Von hier aus ging es dann über ein kurzes Felsstück abwärts Richtung Süden zum Rofenkaarferner und über diesen weiter, bis er rechts in einem Geröllfeld endete und links in grossen Schollen abbrach. Bald erreichten wir den Weg, der von der Breslauer Hütte hinüber zum Wilden Mannle führte und über diesen kurze Zeit später die Hütte. Matthias wartete schon draussen in der Sonne. Da Georg und Franz noch hinab ins Tal wollten und die letzte Bahn schon abgefahren war, gab es nur ein kleines Gifpelbierchen und schon brachen sie auf. Abends saßen wir noch mit einer netten Familie zusammen, die wir beim Abstieg über den Rofenkarferner getroffen hatten. Die beiden Kinder hatten mit ihren 10 Jahren tatsächlich diesen anstrengenden Anstieg bis zum Nordgipfel der Wildspitze geschafft. Respekt ! Ich unterhielt mich gut mit dem Vater und Matthias schaffte es trotz Mogeln nicht, die beiden Kleinen in MauMau zu schlagen.

Am Mittwoch war es dann Zeit für den Abstieg. Da die Hütte sehr hoch lag, schlugen wir den Weg über das Wilde Mannle ein. Zuerst ging es über den schon am Vortag begangenen Weg zum Anfang des Rofenkarklettersteigs. Dieser hat den Namen Klettersteig nicht wirklich verdient. Es handelt sich hier um einen leichten, über etwa 20m mit Drahtseil abgesicherten Kletterabschnitt, welcher auf einem Grat endet, der zum Gifpel hinführt. Von hier aus hatten wir dann nocheinmal einen super Ausblick auf die umliegenden Berge mit der Wildspitze und die Breslauer Hütte. Unter uns war auch Vent zu sehen und auf dem Wiesenparkplatz war sogar unser Auto zu erkennen. Nach dem obligatorischen Gipfelfoto und dem Gipfelbucheintrag brachen wir Richtung Tal auf, wo wir ca 2,5 Stunden später ankamen. Von hier aus fuhren wir dann weiter Richtung München, da für die nächsten Tage eine leichte Wetterverschlechterung angesagt war. Dies stellte sich im nachhinein aber als falsch heraus und wir ärgerten uns schon etwas, nicht noch auf die Martin Busch Hütte aufgestiegen und von dort die Kreuzspitze oder den Similaun in Angriff genommen zu haben. Aber dies ist ja ein guter Grund zur Wiederkehr.

Dies war nun unsere erste eigene Tour und ich muss sagen, dass wir uns tapfer geschlagen haben. Wir haben uns stetig gesteigert und mit dem Schrankogel und der Wildspitze schon beachtlich hohe Berge bestiegen. Matthias hat immer seine derzeitigen Grenzen erkannt und sich rechtzeitig zu Aufgabe und Umkehr entschlossen. Ich hoffe, dass wir in Zukunft noch viele derartige Touren zusammen unternehmen können. Mal schaun, was wir nächtes Jahr erreichen.

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