Bericht Tour 2

Der Kurs sollte ursprünglich in den Ötztaler Alpen stattfinden. Da in diesem Jahr aber noch schlichtweg zu viel Schnee lag, wurde als Ausweichziel die Blaueishütte am Hochkalter in den Berchdesgadener Alpen ausgewählt. Doch leider war die Hütte schon von anderen Sektionen vollkommen belegt. Da wir aber noch jung und flexibel sind (hehe), wurde aus der reinen Gletscherausbildung eine Schneeschuhtour in den Hohen Tauern mit Ausbildung unterwegs. Was anfangs noch als Ausbildungstour für Anfänger angesetzt war, war nun zu etwas anderem mutiert. Ich war der einzige wirkliche Anfänger der Gruppe.

Jedenfalls ging es Donnerstag früh um 5 in Jena los. Unser Weg führte uns über München, das Inntal und Pass Thurn direkt ins Herz der Tauern. Ausgangspunkt war der Parkplatz Enzingerboden auf ca 1500m. Von dort aus brachen wir zur Rudolphshütte(2311m) auf. Unterwegs gerieten wir mitten in ein Gewitter und unser Führer verstieg sich zuguterletzt auch noch (jaja man sollte vor Aufbruch immer mal auf so ein Ding namens Karte schaun), sodass wir von einem Bergrücken ca 200-300m über ein eckliges, nasses Blockgewirr absteigen mussten, um den richtigen Weg zu erreichen. Da war ich schon das erste mal bedient, da mir schon so eine Erkältung zu schaffen machte und ich es die Tage vor der Tour auch mit der sportlichen Vorbereitung etwas übertrieben hatte. So erreichten wir erst recht spät die Hütte, die sich als riesiger Bau herausstellte. Wir waren hier ganz alleine. Nur ein äusserst netter Mann von der sich hier befindlichen Wetterstation war da. Er ließ uns auch in seine Küche (der einzige beheizte Raum im ganzen Komplex) und erlaubte uns auch, die sich im Haus befindlichen Ausbildungsräume sowie die 3 Kletterwände (!!!) zu benutzen. Dies sollte sich noch als sehr wertvoll erweisen.

Am Freitag Morgen erwartete uns eine böse Überraschung. In der Nacht war Nebel aufgezogen, der zäh zwischen den Bergen hing und sich den ganzen Tag nicht verzog. So blieb uns nicht weiter übrig, als den Tag auf der Hütte zu verbringen. Da traf es sich ja gut, dass die Ausbildungsräume offen waren und Markus unser Führer legte ein paar Stunden Theorie in Lawinenkunde, Bergung, Wetterkunde und allgemeinen Verhalten in den Bergen ein. Später am Tag ging es dann noch an die Kletterwände. Eine kleine, senkrechte 10m Natursteinwand "rannte" ich gleich im ersten Versuch hoch. Doch dann ging es an die grosse Wand (ca 20-25 m auf einer Berghütte!!!). Markus kletterte vor und legte die Sicherung. Danach durfte sich Jeder an der roten Strecke (Grad 9+) testen. Hier schaffte ich nur knapp mehr als 1/3, da mich aufgrund fehlender Erfahrung und daraus folgender unökonomischer Kletterweise dann doch die Kräfte verliessen. Da ich damit trotzdem die mit Abstand beste Marke unter uns Kletterlaien legte, musste eine etwas leichere Route (8) her, um die Stimmung wieder etwas anzuheben. Die besten anderen Mitstreiter kamen etwa bis zur Hälfte (Markus legte die Sicherung natürlich wieder bis ganz oben). Doch ich schaffte diese Strecke auch komplett bis unter das Dach. Jaja Eigenlob soll stinken. Doch sollte dies die einzige Leistung sein, die ich in den nächsten Tagen hinlegte.

Unsere Tour sollte uns eigentlich über die Ödenwinkelscharte hinüber zur Oberwalderhütte führen. Doch der Nebel und ein kleiner Streit zwischen mir und Markus verhinderten dies. Denn am Hüttenaufstiegstag sah ich mir diese Strecke schon etwas genauer an und hatte nicht wirklich das Bedürfnis, diese steile Flanke zu ersteigen. Jedenfalls nicht bei der Wetterlage (schlechte Sicht und erhebliche Lawinengefahr). Zwar hatte Markus natürlich viel mehr Erfahrung, doch sollte man nicht immer sein selbstständiges Denken aufgeben und ihm blind wie Schafe in der Herde hinterherlaufen. Und mein Popometer sollte rechtbehalten........ Für den nächsten Tag sagte unser Wettermann eine Wetterbesserung voraus, so daß wir den Sonnblick als Ziel wählten.

Tatsächlich war das Wetter am Samstag etwas besser. Doch es lag immernoch Nebel in den Niederungen und ein frischer Wind trieb immer wieder viele, dichte Wolken vorbei. So liefen wir ohne gute Sicht los. Markus hatte zu allem Übel auch noch die falsche Karte dabei, auf der unser Tagesziel gerade nicht mehr abgebildet war. Ich hatte eine dabei und bot sie ihm zusammen mit einem Kompass an, da ich das Gefühl hatte, in die falsche Richtung zu gehen. Doch er lehnte sie gereizt ab (was für ein Vorbild). So kam, was kommen musste. Wir verliefen uns und stiegen nach Süden(anstatt nach Westen) Richtung Rotkogel auf, bis wir schliesslich auf halber Höhe umkehrten und nahe der Hütte eine Lawinenopfersuchausbildung machten. Da der Tag noch recht jung war und das Wetter etwas mehr aufklarte, entschieden wir uns, nicht zur Hütte zurückzugehen, sondern noch den 2768m hohen Medelzkopf zu besteigen. Dieser Berg war nicht zu verfehlen, da bis an seinen Fuss Skilifte herführten. Dies war dann auch mein erster echte Gipfel (im Vorjahr waren wir ja kurz vor dem Gipfel umgekehrt, siehe Tour1). Mit dem zufriedenen Gefühl, doch etwas geschaffte zu haben, ging es dann zurück zur Hütte. Ernst, der Wettermann, sagte für Sonntag wahres Kaiserwetter voraus. Daher beschlossen wir, nocheinmal den Sonnblick in Angriff zu nehmen. Skifahrer hatten heute ja auch eine Spur gelegt (es gibt eben doch Leute, die sich orientieren können....). Doch ich fühlte mich am Abend schon nicht sonderlich gut. Die Erkältung machte mit immernoch zu schaffen und ich hatte mir trotz Wolken einen superstarken Sonnenbrand zugelegt. Meine Sonnencreme war wohl etwas zu alt und wirkte dementsprechend (trotz LSV35) schlecht.

Als wir dann am Sonntagmorgen gegen 9:30 Uhr (für meine begriffe viel zu spät) vor die Tür traten, bestätigte sich die Wettervorhersage. Keine einzige Wolke trübte den Himmel und um uns lag eine wahrhaft weisse Zauberwelt. Da es dann doch etwas spät war, beschloss Markus ersteinmal richtig loszurennen, um dann evtl doch ein etwas grösseres Zeitfenster zu haben. Pochende Kopfschmerzen und der Sonnenbrand vom Vortag gaben mir dann den Rest. So beschloss ich auf knapp der Hälfte des Weges umzukehren. Vielleicht hätte ich den Gipfel erreicht, doch hätte ich ja auch wieder runter gemusst. An der Hütte angekommen beobachtete ich die Anderen beim Aufstiegt und stellte entsetzt fest, das 2 Lawinen genau über die Spur abgegangen waren, über die ich noch vor ein paar Minuten selbst gelaufen war. Was wäre gewesen, wenn ich mich etwas später zur Umkehr entschlossen hätte.....

Gegen Abend kamen die Anderen dann von ihrer Tour zurück. Sie hatten neben dem Sonnblick auch noch die benachbarte Garantspitze bestiegen. Ich war schon etwas neidisch. Immerhin hatte ich es nicht nur nicht geschafft, meinen ersten 3000er zu besteigen, sondern trauerte ich auch dem Wetter nach. Wann würde man in solch einer Umgebung wieder das Glück haben, die Berge bei so einem Wetter zu besteigen? Trotz dieser Gefühle war ich innerlich auch etwas stolz, dass ich den Mut zur rechtzeitigen Umkehr hatte. Dies ist wohl eine der wichtigsten Erfahrungen für einen Bergsteiger. Erstens ist es ein Grund zur Wiederkehr und zweitens laufen die Berge ja bekanntermassen nicht weg :)

Am Montag ging es dann wieder zurück ins Tal. Auf dem Heimweg machten wir noch einen Abstecher auf ein Eis nach Kufstein. Gegen 22 Uhr waren wir dann wieder in heimischen Landen.

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Zurückblickend habe ich zwar meine mir vorher gesetzten Ziele nicht ganz erreicht, doch war diese Tour sehr lehrreich und ich kann dieses Gebiet nur weiterempfehlen.